Lebensfreude durch Farbe und Gesang
von Alt-Oberbürgermeister Werner Schineller
„Die Menschen empfinden im Allgemeinen eine große Freude an der Farbe. Das Auge bedarf ihrer, wie es des Lichtes bedarf. Man erinnere sich der Erquickung, wenn an einem trüben Tage die Sonne auf einen einzelnen Teil der Gegend scheint und die Farben daselbst sichtbar macht“, schreibt Johann Wolfgang von Goethe in seinen Schriften „Zur Farbenlehre“. So geht es mir bis auf den heutigen Tag, wenn ich die Bilder von Klaus Fresenius betrachte; man spürt seine Freude an der Farbe und ist selbst, um mit den Worten Goethes zu sprechen, „erquickt“ von dem, was man sieht.
Klaus Fresenius zählt zu den Künstlern unserer Heimatstadt, dessen Schaffen ich von Anfang an in freundschaftlicher Verbundenheit verfolge. So gibt es in meinem „Freseniusarchiv“ bereits die erste Widmung in einem kleinen Katalog anlässlich der Ausstellung „Realität und Traum 2“ in unserer Sparkasse im Jahr 1975. Bei der Durchsicht des Archives habe ich festgestellt, dass ich zu zahlreichen Ausstellungen eingeladen war und, sooft es mir möglich war, auch teilnahm. Es fehlen weder Geburtstagsglückwünsche noch Grüße zu anderen Anlässen.
Als Vorsitzender des Fördervereins Hospiz im Wilhelminenstift konnte ich am 1. Juni diesen Jahres im Rahmen der Kult(o)urnacht im Festsaal des Mutterhauses der Diakonissenanstalt die Ausstellung „Menschenbilder – Schriftbilder“ eröffnen. Für Klaus Fresenius war diese Ausstellung schon deshalb von Bedeutung, weil er mit der Diakonissenanstalt ihn prägende Erinnerungen verbindet. Schließlich hat er dort seinen Zivildienst absolviert und eine Ausbildung zum Krankenpflegehelfer abgeschlossen. Diese Arbeit mit und für Menschen sollte die Weichen zum Leben als freischaffender Künstler stellen. In dieser Ausstellung zeigte sich einmal mehr die besondere Sensibilität des Künstlers in der Beschäftigung mit dem Menschenbild. Neben diesen mehr „dienstlichen“ Belangen verbindet mich mit Klaus Fresenius eine persönliche Freundschaft.
Wir haben nicht nur manchen Geburtstag miteinander gefeiert, sondern auch manchen schönen Kneipenbummel durchgeführt und dabei über Gott und die Welt diskutiert. Eine nachhaltige Veränderung im Leben des Klaus Fresenius bedeutete auch seine Heirat mit Barbara Mohr, die viele Jahre zu meinen engeren Mitarbeiterinnen gehörte.
Sehr gern erinnere ich mich an die Hochzeit in der Dreifaltigkeitskirche und die anschließende Begegnung im wunderbaren Garten dieses historisch bedeutsamen Areals. Schön war, dass auch die Mutter Fresenius damals noch mit dabei war, eine Frau, die sich in besonderer Weise um ihren Sohn gekümmert und für seinen künstlerischen Weg Verständnis aufgebracht hat.
Und da fällt mir noch mancher Besuch in der Mehlgasse ein, wo Klaus und seine Mutter viele Jahre gewohnt haben. Neben vielen Ausstellungs- und Atelierbesuchen bleibt für mich aber auch der Sänger Klaus Fresenius ein Markenzeichen unserer Stadt. Wer hat nicht schon einmal von Blues & Bloedel in der Retscherruine „Siwwe Kneipe“ oder „Aldi, nix wie uff zum Altstadtfescht“ gehört, mitgesungen und mitgetanzt? Oder zum 2000. Geburtstag unserer Stadt kräftig mit eingestimmt bei:
„Alle Nationalidäde!
Ägypter! Inder! Brite! Schwede!
Sugar Ray un‘ Pretty Kitty
fahren oi im Intercity.
Mr. Kung un‘ Misses Fu
kummen iwwer die Brick
un‘ wu bleibscht Du?“
Eines ist mir noch wichtig zu sagen: Wir beide, jeder auf seine Weise, haben uns bemüht, Speyer als weltoffene und tolerante Stadt darzustellen. Das Engagement von Klaus Fresenius für die Städtepartnerschaften verdient in diesem Zusammenhang in besonderer Weise erwähnt zu werden.
Ich wünsche Klaus Fresenius für die weiteren „Stationen“ alles Gute!
Natürlich habe ich auch schon mehrfach das Vergnügen gehabt, Ausstellungen von Klaus Fresenius zu eröffnen. Unvergessen ist eine gemeinsame Ausstellung mit dem Künstlerfreund Michael Heinlein unter dem Titel „Der schöne Schein“ im Remigiushaus in Otterstadt am 27. Februar 1986. Meine Frau hat zu diesem Anlass für die beiden Künstler eine Erdbeertorte gebacken, allein schon deshalb eine besondere Leistung, weil damals die Beschaffung dieser Frucht im Februar mit großen Anstrengungen verbunden war.